Jedes Jahr am 21. Februar heißt es „Tjen di Biiki ön!“, wenn insgesamt neun Biikefeuer auf der Insel lodern. Ich zeige dir nicht nur Eindrücke von dieser friesischen Tradition, sondern erkläre dir auch woher der Brauch stammt und wie das Biikebrennen auf Sylt genau abläuft. Am Ende wartet eine praktische Checkliste auf dich, mit der dein Biike-Erlebnis perfekt wird!
Mein erstes Biikebrennen auf Sylt
Ich bin aufgeregt, als ich den Treffpunkt des Fackelumzugs am Tinnumer Gemeindehaus erreiche. Es ist meine erste Biike auf der Insel und ich weiß noch nicht, was mich erwartet. Hunderte Menschen erleuchten mit ihren Fackeln bereits die Straße. Eine Musikkapelle beginnt zu spielen und wir folgen ihr im Gänsemarsch zur Feuerstelle.
Kaum haben wir den riesigen Haufen aus Ästen und ausgedienten Weihnachtsbäumen erreicht, ertönt auch schon der friesische Satz: „Tjen di Biiki ön!“
„Üüs Söl’ring Lön“
Einheimische wie auch Urlauber werfen ihre Fackeln nach und nach auf den Haufen. Das trockene Holz lodert sofort prasselnd auf. Nun haben alle die Hände wieder frei, um sich mit Punsch oder anderen Heißgetränken zu wärmen.
Gebannt schaue ich den tänzelnden Flammen zu, während über einen Lautsprecher eine Feuerrede gehalten wird. Erst auf Hochdeutsch, dann auf Sölring. Anschließend stimmen alle gemeinsam die Sylter Hymne „Düs Söl’ring Lön“ an (hier gibt es den Text). Dabei entsteht ein so tolles Zusammengehörigkeitsgefühl, dass ich mich wie ein Teil der Dorfgemeinschaft fühle. Genau deshalb finde ich das Biikefeuer in Tinnum besonders schön.
Von Pidder bis Grünkohl
Nach einer Weile stürzt endlich der Pidder, ein über dem Feuer thronendes Holzfass, in die Gluten. Es heißt, nun sei der Winter verabschiedet und der Frühling eingeläutet. Zwischen Rauchwolken steigt mir plötzlich der Duft von Grünkohl in die Nase. Er ist ein wichtiger Teil dieser langen Tradition und wird mit Kochwurst, Schweinebacke, Kassler und süßen Kartoffeln in nahezu jedem Restaurant aufgetischt. Für mich geht es nun ins Restaurant Siebzehn84 für eine Portion Grünkohl „mit alles“.
Doch was bedeutet „Biike“ eigentlich?
Eine Legende besagt, dass die Biike auf heidnische Bräuche zurückgeht. Als Frühlingsfeuer sollte sie gegen böse Geister helfen und die Saat schützen. Zur Zeit der Walfänger wurde auf den Inseln das Feuer entzündet, um die Seefahrer zu verabschieden. Das Wort „Biike“ aus dem Sylter Friesisch bedeutet „Zeichen“. Heutzutage ist zu einer Tradition geworden und so machen sich jedes Jahr aufs Neue hunderte Insulaner wie auch Urlauber mit ihren Fackeln auf den Weg zum Biikefeuer, um den Winter zu verabschieden. 2014 wurde das Biikebrennen sogar von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe ernannt.
Wo kann ich die Biikefeuer auf der Insel sehen?
In folgenden neun Inselorten kannst du die Biikefeuer bestaunen: List, Archsum, Morsum, Keitum, Tinnum, Rantum, Hörnum, Westerland, Wenningstedt und Westerland. Der Ablauf ist traditionsgemäß überall identisch. Adler-Schiffe bietet sogar eine Tour an, bei der du die Biikefeuer vom Wasser aus bestaunen kannst. Hier findest du weitere Infos zur Biike-Schifffahrt.
EDIT: Corona-bedingt werden auch 2022 leider wieder alle Sylter Biiken abgesagt. Allerdings wird die Tinummer Biike hier live übertragen.
Deine Biike-Checkliste
Für alle Neulinge habe ich eine Checkliste erstellt, damit euer erstes Biike-Erlebnis ein voller Erfolg wird:
- Eine alte, warme Jacke, bei der Brandlöcher nicht so schlimm sind und die trotzdem warm hält, denn im Februar ist es noch ganz schön kalt auf Sylt
- Eine Thermoskanne mit heißem Kakao, Glühwein oder Tee
- Eine Fackel, damit du für den Fackelzug bestens gewappnet bist. Die gibt es in den Tagen vor der Biike eigentlich überall zu erwerben
- Festes Schuhwerk, optimalerweise Gummistiefel (da die Felder rund um die Biike bei Regen sehr matschig werden)
- Den ausgedruckten Text der friesische Hymne „Üüs Sölring Lön“ (oder einfach auswendig lernen)
- Einen Platz in einem Restaurant für Grünkohl „mit alles“ reservieren, am Besten schon ein paar Wochen vorher
Hast du das Biikebrennen auf Sylt schon einmal vor Ort erlebt?
Erzähle doch mal von deinen Erfahrungen!
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