Ich schaue der jungen Köchin bei der Zubereitung meines Gerichtes über die Schulter. Immer wieder übergießt sie das Fleisch, ein Cote de Boeuf, in der Pfanne mit flüssiger Butter und brät es auf den Punkt genau. Beim Zusehen läuft mir das Wasser im Mund zusammen! Regionales Gemüse wie Spitzkohl und Rosenkohl richtet sie mit dem perfekt zubereiteten Fleisch auf einem Teller an. Bereits mit dem ersten Bissen bin ich im Genusshimmel angekommen. So oder so ähnlich spielt sich eine Szene im Reblaus Wine & Dine in Keitum ab.
Ein Blick hinter die Kulissen
Das Bistro Reblaus Wine & Dine liegt in unmittelbarer Nähe zum Keitumer Watt und wird dir schon von außen ins Augen fallen. Vor allem zur Abenddämmerung. Denn vor der Eingangstür befinden sich zwei urige Feuerplätze, die sicherlich an kühlen Sommerabenden heißbegehrt sind. Aber ich sitze ehrlich gesagt am liebsten drinnen. Ich finde es einfach klasse zu sehen, wie die verschiedenen Gerichte ganz frisch vor meiner Nase in der offenen Küche zubereitet werden, Saucen in den Töpfen köcheln, Fleisch in der Pfanne bruzelt und Teller mit viel Liebe zum Detail von leidenschaftlichen Köchen angerichtet werden. Diese Transparenz ist für mich immer ein Indiz für Qualität.
Werde selbst kreativ!
Es ist jedoch nicht nur das Front-Cooking-Konzept, was mir hier gut gefällt. Das Besondere in der Reblaus ist, dass du als Gast selbst kreativ werden kannst. Der Koch kommt zum Tisch und du stellst dir dein Gericht zusammen, wählst die Beilagen von der saisonalen Tageskarte aus, auf die du gerade Lust hast. Alles ist kombinierbar!
Auf der Karte stehen so köstliche Speisen wie Wildschwein- oder Rehrücken, Seeteufel, hausgemachte Pasta, Currywurst von der Sylter Landschlachterei, Cote de Boeuf oder Luma Pork. Das Fleisch sowie die Gemüsesorten stammen zum größten Teil aus der Region. Der Ziegenkäse wird zum Beispiel direkt vom Keitumer Ziegenkäselädchen bezogen. Tagsüber kannst du hier aus vielen Kleinigkeiten und Vorspeisen wählen. Hinzu kommen erlesene Tropfen aus der gutsortierten Weinbar. Das Preis-Leistungsverhältnis ist dabei mehr als fair!
Und wer steckt hinter diesem tollen Konzept?
Inhaber Rainer Berchtold ist eigentlich Unternehmer in der Immobilienbranche und war viele Jahre als Finanzvorstand in der Bauindustrie tätig. Als er vor fast 20 Jahren auf die Insel kam, verliebte er sich in die Mischung aus Lifestyle, Natur und Freiheit. 2000 zog er nach Sylt und kann sich seit 2006 offiziell als Sylter bezeichnen. 2013 setzt er dann sein ganz eigenes Konzept auf der Insel in die Tat um.
„Es begann damals mit einem Misch-Konzept aus Mode und Genuss. Ich eröffnete die Boutique Sylt Selected in Keitum. Dort kombinierten wir Damenmode von besonderen Labels mit Genussartikeln wie Weine, Gewürze, Öle und andere Feinkostprodukte ausgewählter Hersteller“, erzählt mir Rainer.
Keitumer Ziegenfrischkäse mit Alten Tomaten aus dem Hamburger Land, karamellisierten Walnüssen, Rote Bete Sorbet und Schüttelbrot
Als die Räumlichkeiten nebenan vor zwei Jahren frei wurden, nutzte er die Chance, den Platz um einen Verköstigungsraum zu vergrößern. „Jetzt brauchen wir aber auch einen Koch und eine Küche“, waren seine Gedanken, ohne eigentlich gastronomische Erfahrung zu haben. Das stellte für Rainer aber keineswegs ein Hindernis dar. „Die Reblaus ist entstanden, weil ich immer versuche wie der Gast zu denken. Mich interessieren keine Konventionen. Man kann im Leben alles lernen. Die wichtigste Fragen ist:
‘Was würde ich selbst von Küche und Service erwarten?’’’
Und so entwickelte sich Stück für Stück ein Bistrokonzept, das sich schnell in Keitum etablierte. Mittlerweile sind der Modeladen Sylt Selected und der Gastrobetrieb zwar räumlich voneinander getrennt, aber dennoch nah bei einander geblieben. Genussartikel wie 100 Jahre alter Balsamico, Olivenöl vom Gardasee, Gewürze, Schnäpse vom Sylter Fässchen, Schokolade, Pralinen und natürlich die Weine sind weiterhin auch für den Hausgebrauch zu kaufen.
Gastgeber aus Leidenschaft
Da Rainer lieber im Hintergrund bleibt, um an weiteren Konzepten zu arbeiten, ist sein Sohn Stefan mittlerweile Restaurantleiter in der Reblaus. Bei meinem letzten Besuch nahm sich der 27-Jährige viel Zeit für einen Schnack. Stefan wusste schon früh, dass er in die gastronomische Richtung gehen möchte. Nach seiner Ausbildung auf der Steigenberger Hotelfachschule, zog es den gebürtigen Bayer beruflich dann doch erstmal in andere Bereiche. „Ich konnte mich damals nicht mit der alten Schule identifizieren, die in einigen Betrieben immer noch gepredigt wird“, erzählt er mir.
„Für mich stehen das Gastgeber sein und das Persönliche im Fokus. Ich muss mich doch nur fragen, was ich selbst denn gerne mache, wenn ich Freunde zu mir einlade und einen netten Abend gestalten möchte. In der Reblaus soll man sich genau so wohlfühlen wie meine Gäste Zuhause.“
Stefans und Rainers Philosophie hat mich begeistert und wird in ihrem Bistro in jedem Fall gelebt. Im Laufe des Abends fällt mir die lockere Stimmung nicht nur zwischen dem Service und den Gästen auf, sondern auch unter den einzelnen Gästen. Man kommt ins Gespräch und tauscht sich aus. So fühlt sich ein Besuch wie bei Freunden an!
Bevor ich mich glücklich und zufrieden auf den Heimweg mache, verrät mit Stefan noch, dass sein Vater und er gerade an einem weiteren Gastronomie-Konzept in Westerland tüfteln. Ich bin schon sehr gespannt und sicher, dass auch diese Location Stammgast-Potential haben wird!
Besuche:
Reblaus Wine & Dine
Am Tipkenhoog 2
25980 Keitum
Kontakt:
In der Nebensaison ist mittwochs Ruhetag.
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