Bei einem spontanen Spaziergang am Weststrand von List habe ich neulich einen neuen Lieblingsplatz entdeckt: Eine zauberhaft dekorierte Tafel aus Holz – mitten an der Nordsee. Stundenlang könnte ich an „Doro’s Tisch“ sitzen und aufs Meer blicken. Das kleine Kunstwerk möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten!
Einsamkeit genießen am Weststrand von List
In Schrittgeschwindigkeit fahre ich über die holprige Straße, die zum Lister Ellenbogen führt. Mein Auto wackelt und wippt mit jedem Schlagloch. Das kann mich aber nicht davon ablenken, die wunderschöne Landschaft um mich herum zu bestaunen. Denn die Straße führt durch die sanften Dünentäler des Listlandes. Hier und da versteckt sich ein freilaufendes Schaf. Ich fahre noch vorsichtiger, falls es plötzlich auf den gepflasterten Weg hüpfen sollte.
Auf einem großen Parkplatz stelle ich meinen Wagen ab. Es ist Ende Oktober und vor allem Sylts Nordspitze wirkt fast schon menschenleer. Genau diese Einsamkeit zieht mich heute her.
Der Weg zum Meer
Der Fußweg zum Strand schlängelt sich durch die Heidelandschaft, die ihren letzten Herbstglanz noch nicht verloren hat. Das Rauschen der Nordsee wird immer lauter, je weiter ich mich dem höchsten Punkt des Weges nähere. Es ist sehr windig, fast schon stürmisch.
Und dann ist der Moment gekommen. Die Aussicht auf die Nordsee breitet sich vor mir aus.
Meine Haare wirbeln mir um den Kopf herum, der Wind vermischt mit feinen Sandkörnern peitscht gegen meine Haut. Das nenne ich ein natürliches Peeling.
Tänzelnde Schaumkugeln
Die respekteinflößende See gleicht heute jedoch einer Lawinenlandschaft. Denn sie ist verborgen unter riesigen weißen Schaumbergen. Die sogenannte Gischt, ein Gemisch aus Wasser und Luft. Kleine Schnee-Schaumbälle tänzeln über den Sandstrand. Ich sehe zwei Kinder, die den schaumigen Kugeln nachjagen und dabei aus dem Herzen heraus lachen. Und auch ich kann nicht anders als zu grinsen.
Der Strand ist schmal, die Wellen mit ihren Schaumkronen schlagen immer näher an mich heran, sind zum Greifen nah. Ich muss aufpassen, dass meine Füße nicht nass werden. Gleichzeitig wirkt alles um mich herum so weit und ich so klein.
Geheimtipp: Doro’s Tisch
Während ich das Gefühl habe, mich am Rande der Welt zu befinden, entdecke ich plötzlich einen gedeckten Tisch am Dünenrand. Ein Palettentisch mit Bänken, auf dem sandgefüllte Champagnerflaschen stehen und an dem Muschelketten und Tampen baumeln. Ein Schild verrät, wem dieses maritime Kunstwerk gehört: „Doro’s Tisch“. Ist es nicht toll, dass jemand mit so viel Liebe ein Plätzchen gestaltet, an dem sich alle Strandspaziergänger erfreuen können? Wer auch immer Doro ist, ich würde sie gerne kennenlernen. (Wenn du das liest, melde dich bei mir 🙂 )
Sauna mit Meerblick
Sonne und Wolken liefern sich mittlerweile einen neckischen Kampf am nordfriesischen Himmel.
Ich sitze noch eine ganze Weile einfach nur so da, an der hölzernen Tafel. Plötzlich rennen zwei Nackte an mir vorbei und stürzen sich in die Fluten. „Sind die verrückt?“, denke ich. Doch dann bemerke ich das Schild mit der Aufschrift „Strandsauna“ und mir wird klar, dass den beiden einfach nach einer Abkühlung zu Mute war.
Die Lister Strandsauna befindet sich direkt im Naturschutzgebiet. Vor der Tür liegt der weite Strand, der nach dem Saunagang ein Bad im größte Tauchbecken der Welt ermöglicht. Ich finde heraus, dass eine Tageskarte 20 Euro kostet. Zwei Stunden vor Feierabend sind nur noch 14 Euro fällig. Allerdings hat die Sauna nur Anfang April bis Ende Oktober täglich ab 11 Uhr geöffnet.
Mittlerweile ist meine Nasenspitze eingefroren. Die Nordsee macht hungrig und ich kämpfe mich gegen den Wind zurück zum Parkplatz. Freudig über die Entdeckung des Tisches macht mein Herz einen kleinen Hüpfer. So ein kurzer Spaziergang am Weststrand ist doch immer für eine Überraschung gut!
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Hast du auch schon einmal Platz an Doro’s Tisch genommen?
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