An keinem Ort wird mir die Vergänglichkeit der Insel so bewusst wie in Hörnum. Gefräßig nagt die Nordsee dort an Sylts Südspitze, die leider immer schmaler wird. So traurig dieser Umstand ist – die Hörnum Odde mit ihrer unendlichen Dünenlandschaft, den schnuckeligen Reetdachhäusern und dem romantischen Leuchtturm gehört zu meinen Sylter Lieblingsplätzen. In meinem kleinen Guide möchte ich dir den idyllischen Inselsüden jetzt näherbringen und tolle Tipps mit dir teilen!
Sylts Happy End
Wer dem Touristengetümmel in Westerland, Wenningstedt und Co. in den Sommermonaten aus dem Weg gehen möchte, der findet auf Sylt Fleckchen, an denen es um einiges ruhiger zugeht. In der Nebensaison ist es insgesamt viel leiser auf der Insel. Einige Orte wirken wie leer gefegt. Dazu gehören der Lister Ellenbogen genauso wie das Morsum Kliff, die Braderuper Heide oder Hörnum.
Ein Ausflug zum Südzipfel und eine Umrundung der Hörnum Odde, also der in die Nordsee ragenden Landzunge, gehört für mich seit meiner Kindheit zum Urlaub dazu. Umschlungen von Meer und Weite zwischen Strandhafer und wilder Brandung fühle ich mich dort besonders frei und schwerelos. Doch die Idylle trügt. Denn hier liegt die Insel wie ein Wellenbrecher im Wasser, das sich jährlich mit jedem Sturm wie ein wilder Räuber Stück für Stück mehr Land klaut.
Also: Nutze jetzt die Chance, die wundervolle Hörnumer Landschaft zu erkunden, bevor es zu spät ist! Übrigens, die Fotos aus diesem Beitrag stammen alle aus unterschiedlichen Jahreszeiten.
Hörnum: Hafenflair und Ausflugsfahrten
Wenn du das Auto stehen lassen möchtest, was der Umwelt natürlich zu Gute kommt, dann fahre am besten mit dem Bus (Linie 2, Fahrpläne hier) oder mit dem Fahrrad nach Hörnum. Die Fahrradwege führen dich direkt durch die bezaubernde Dünenlandschaft.
Ich beginne meine Erkundungstour immer am Hafen. Von dort aus kannst du übrigens auch verschiedene Ausflugsfahrten mit den Adler-Schiffen unternehmen. Dazu gehören zum Beispiel Touren zu den Seehundbänken oder den Nachbarinseln Amrum und Föhr. Das möchte ich bald unbedingt mal ausprobieren!
Mit etwas Glück triffst du im Hafenbecken auf eine berühmte Kegelrobbe, die sich gerne von Touristen füttern lässt. Und du selbst kannst hier ebenfalls fangfrischen Fisch oder Muscheln vom Kutter oder Leckereien vom Crêpe-Stand ergattern.
Ganz in der Nähe, ein Stück in den Ort hinein, geht es zum Café Lund. Dort solltest du dir das selbstgemachte Eis, das köstliche Brot oder die hausgebackenen Torten nicht entgehen lassen! Gegenüber geht es zu Fisch Matthiesen – da ist ein Fischbrötchen Pflicht! Fans von nachhaltiger Surfermode sollten bei Home of Salty Elements vorbeischauen.
Go with the Waves
Das ruhige, flach abfallende Wasser am Strand von Hörnum eignet sich besonders gut zum Stand-Up Paddling. Wer weiß – vielleicht triffst du im Wasser auf eine Robbe oder einen Schweinswal. Wenn du Lust auf einen Surf-, Kite- oder Segelkurs hast, dann schau unbedingt bei der Surfschule Südkap Surfing vorbei. Direkt daneben befindet sich das urig-gemütliche Restaurant Südkap.
Leuchtturmhochzeit und Besichtigungen
Egal, wo du dich hier aufhältst – den Hörnumer Leuchtturm hast du immer im Blick. Zwischen April und Oktober finden sich dort vor allem Verliebte ein, denn im siebten Stock des rot-weißen Leuchtfeuers kann man sich tatsächlich trauen lassen. Ich finde die Vorstellung, in einem Leuchtturm zu heiraten, total romantisch! Da ich dazu aktuell keinen Anlass habe, freue ich mich umso mehr, dass man ihn auch so besichtigen darf und dabei spannende Geschichten erfährt. Wusstest du, dass sich hier früher einmal die kleinste Schule Deutschlands eingerichtet hat? In dem winzigen Klassenzimmer mit Meerblick wurden drei Schüler unterrichtet.
Mein Tipp: Da die Leuchtturmführungen sehr beliebt und nur in kleinen Gruppen möglich sind, melde dich am besten schon vor deinem Urlaub telefonisch dafür an! Hier habe ich selbst an einer Führung teilgenommen.
Immer schön auf den Wegen bleiben und der empfindlichen Landschaft nicht zu nahe kommen!
Wenn das Meer auf Angriff geht
Eine Umrundung der Hörnum Odde dauert heute mit ca. 1,5 Stunden längst nicht mehr so lange wie früher. Ein trauriger Umstand, denn die Südspitze schrumpft jedes Jahr meterweise und wird immer schmaler. Das macht mir so richtig bewusst, wie wichtig es ist Sylt zu schützen und nicht dem eigenen Schicksal zu überlassen. Denn wir wollen doch alle, dass unsere Lieblingsinsel noch lange erhalten bleibt!
Um die angriffslustige Nordsee zu bremsen, wurden daher die unzähligen hässlichen Tetrapoden – das sind die verwinkelten Betonblocksteine – rund um die Odde verteilt. Sie sollen den Landverlust eindämmern, was bisher leider nicht so gut geklappt hat. Daher werden mit sogenannten Spülschiffen jedes Jahr hunderttausende Kubikmeter Sand vom Meeresboden über Rohrleitungen an den Strand gepumpt.
Letztlich werden wir den Kampf um die Hörnum Odde in den nächsten Jahren wohl doch verlieren. Denn dann wird sie wahrscheinlich komplett weggespült sein. Ich möchte unbedingt bald einen Experten zu diesem Thema interviewen und Wissenswertes rund um das Thema Inselschutz in Erfahrung bringen.
Hyggeliges Auenlandfeeling
Aus diesem Grund versuche ich die Möglichkeit für lange Spaziergänge umso mehr auszukosten. Wenn du vom Hafen aus gestartet bist und die Odde umrundet hast, dann führt dich der Weg vorbei an einer Strandsauna und dem Strandbistro Kaphorn. Folge dort am besten den abgesteckten Wegen durch die Dünen zurück zu deinem Ausgangspunkt und du wirst das Gefühl haben, durch das Auenland zu schlendern. Zwischen Heidepflanzen und Hagebuttensträuchern schmiegen sich die schnuckeligsten Reetdachhäuser in die Dünen.
Jeder Zeit könnte ein Hobbit durch die kleinen Fenster spähen. Dazwischen lukt immer wieder die Spitze des Leuchtturms oder auch mal ein Kite hervor. Ich liebe die märchenhafte Stimmung, die einen in der sogenannten Kersig-Siedlung umgibt. Man muss nur etwas aufpassen, dass man sich nicht verläuft, denn die Wege durch die Siedlung gleichen fast schon einem Labyrinth. Zu jeder Jahreszeit sieht es zudem anders aus, schimmert die Natur in anderen Farben, liegt ein anderer Duft in der Luft. Schöner geht es nicht! Und sind wir mal ehrlich: Hat sich nicht schon jeder einmal vorgestellt, wie es sein würde in so einem Haus zu wohnen?
Ich hoffe, mein Mini-Hörnum-Guide hat dir gefallen! Es gibt sicherlich noch weitere Besonderheiten, die du dort entdecken kannst. Es gibt ja noch das andere Strandgesicht: die ruhige Wattseite, die mindestens genauso schön ist wie die weißen Sandstrände um die Odde herum. Fahr doch einfach los und lasse dich treiben!
Alle Hörnum-Tipps auf einen Blick:
„Arche Wattenmeer“ (Ausstellung über den Naturraum Wattenmeer)
Campingplatz (Direkt zwischen der Dünenlandschaft)
Straend (Lässiges Restaurant mit erschwinglichen Preisen)
Sydhavn (Crêpestand am Hafen)
Fisch Matthiesen (Kiosk im Hafen)
Hotel Budersand mit den Restaurants KAI3 und Strönholt (Dazu gehört auch ein Golfplatz)
Hotel 54 Grad Nord mit Restaurant Dock 2 (Tolles Designhotel)
Kap-Horn (Strandbistro)
Landfein Strandwirtschaft (Restaurant mit Meerblick)
Lund Sylt (Café, Restaurant, Bäckerei)
Wattwanderungen um die Hörnumer Nehrung
Aussichtspunkt Möwennest (Von hier hast du einen genialen Blick übers Wattenmeer)
Was gefällt dir am Inselsüden besonders gut? Hast du noch weitere Empfehlungen?
Dankeschön
sehr schön…… weckt Sehnsucht…..vielen Dank!
Eine Künstlerin malte ein Bild vom Leuchtturm Hörnum und ich konnte es zu einem Freundschaftspreis erwerben. Ja, ich habe sie geliebt. Nun suche ich einen passenden Platz für das Bild in meiner kleinen Dachgeschosswohnung. Deine Tour von Hörnum hat mich dazu inspiriert, in den nächsten drei Jahren ein Zimmer nach Sylter Art zu gestalten. Ein Zimmer des Friedens und für meinen Rückzug. Dort erinnere ich mich dann meiner wundervoll verbrachten Zeit auf Sylt, obwohl ich in der Vergangenheit nie den Leuchtturm auf Hörnum live sehen konnte. Am fröhlichsten stimmt es mich, das Du den wertvollsten Schatz deines Lebens wiederentdeckt hast. Deine Wurzeln! Danke…
Danke für die tolle Beschreibung. Gedanklich bin ich mit spaziert.
Es gibt vom Strand aus gesehen links vom Leuchtturm ein kleines Wäldchen der total verzaubert wirkt. Von dort aus gelangt man auch ins Auenland. Für mich war es ein magischer Ort.
Excellent die Beschreibung. Nach wie vor mein Lieblingsort auf der Insel
Bin wirklich begeistert von deinem Blog – vielen Dank für die wundervollen Tipps.. für uns gehts Ende März nach Sylt (Hörnum) und ich freu mich schon riesig :)))
Liebe Grüße aus Österreich,
Teresa
Danke Teresa! Das freut mich! Ich wünsche euch eine tolle Zeit!
Dankeschön für den Support ❤❤❤